Gina Chiabudini
Nathaniel
Die Legende von Elysion
2. Teil der High Fantasy Reihe "Die Legende von Elysion"
Ich mochte die Dunkelheit nicht. Sie war beengend, einschnürend, beängstigend. Ich mochte diese Ungewissheit nicht, die sie mit sich brachte. Ich hasste es, wenn ich meine eigene Hand kaum vor Augen sehen konnte, geschweige denn von anderen Dingen. Die Dunkelheit weckte dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust, das ich immer wieder mit aller Macht versuchte zu verdrängen. Es erinnerte mich an früher. An die Dunkelheit der Zelle, an das Muster, das die Gitter als bedrohliche Schatten durch das schwache Mondlicht an die Wand geworfen hatten. Ich wollte mich nicht an diese Zeit erinnern, wollte nicht mehr daran denken, wie es war, als ich noch an die schwarzen Ketten gefesselt gewesen war, die mir jegliche Kraft entzogen hatten und mit ihr meinen Willen zum Leben.
Eine Gänsehaut lief von meinem Nacken aus über meinen Rücken und über meine Arme. Ich hob die Hände und strich mir mit den Fingern über die Handgelenke. Die Narben, die die schwarzen Ketten hinterlassen hatten, waren längst dank meiner angeborenen Heilungskräfte als Drachenkrieger verschwunden, aber verheilen würden sie sicherlich niemals wirklich. Ich hatte die Ketten einfach zu lange getragen. Und vergessen was geschehen war würde ich sicherlich auch niemals können.
Veridian. Mein Bruder. Derjenige, der mir all das angetan hatte, derjenige, der mich verraten und den Monoceros ausgeliefert hatte. Er war derjenige, warum ich unbedingt nach Draconis zurückkehren musste – nach Hause. Und er war auch derjenige, der mich auf den Spuren einer alten Prophezeiung zwang durch Elyseria zu reisen – zusammen mit Serafina Sterose, Prinzessin von Cerossien und Gesegnete der Nacht.
Ich starrte in die ewige Dunkelheit vor mir und lauschte auf ihre leisen Atemzüge. Sie kamen gleichmäßig und eigentlich hatte ich gehofft, dass das sanfte, leise Geräusch ihres Atems mich langsam aber sicher auch einschläfern würde. Aber weit gefehlt. Ich war hellwach, nicht in der Lage meine Augen auch nur für ein paar Sekunden zu schließen.
Ich hörte den Wind leise durch die Blätter der Bäume rascheln und fühlte die sanfte Kühle über meine Wangen streichen. Die Prinzessin bewegte sich leicht im Schlaf. Ich hörte wie ihr Hinterkopf über den Baumstamm schabte und sie seufzend ausatmete. Ich drehte meinen Kopf und wusste, dass ich nun ihr Ohr und ihr lockiges, goldblondes Haar direkt vor mir hatte. Ihre scharfe, eisige Kälte umklammerte mich und ich verengte die Augen ein wenig zu Schlitzen, als ich ihren kalten Atem auf meinem Gesicht fühlte.
Dieses Gefühl sie zu spüren, brachte mich fast um den Verstand. Mein Herz zog sich zusammen und ich musste nach Luft schnappen, als ich wieder an unseren Abend an dem See zurückdachte. Auch dass ich ihre abschreckende Kälte um mich her- um fühlte, verwirrte mich mit jedem Tag mehr. Ich war es nicht gewöhnt einer Monoceros so nahe zu sein. Nicht, da Serafina doch eiskaltes Blut in sich trug und jede unserer Berührungen in Schmerzen endeten. Und vor allem nicht, weil ihre Familie es war, die mit meiner Familie verfeindet war.
Dein Blick ins Buch
Nathaniel – Die Legende von Elysion
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Der Klappentext
Gina Chiabudini
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Buchart Hardcover
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ISBN 978-3-947582-02-0
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Autorin Gina Chiabudini
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Verlag Fiabesco Verlag
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Seiten ca. 560
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Gewicht 880g